Tatsachen erzählen

Jessica Sehrt, Martin Stiehl (Städelschule / HfG)

Mediale Rauminstallation: Beamerprojektion, Videomonitore, Computer, elektronische Konstruktionen, Drucker, Digitalausdrucke, Fotos, ca. 4 x 5 Meter, 2010

Im Rahmen eines experimentellen Versuchsaufbaus werden durch verschiedene Apparaturen die Wahrnehmungseindrücke und Affekte aus dem erlebten Alltag von Personen aufgezeichnet und darauf zu einer Erzählung verarbeitet.

Mittels einer Analyse des Blickfelds einer Person, ihrer Augenbewegung, der sensorischen Messung ihrer Pulsfrequenz als auch mittels einer Analyse ihrer Umgebung durch Temperatur-, Lautstärke und Helligkeitsmessung sowie einer Aufzeichnung ihrer Positionskoordinaten via GPS wird ein Datensatz generiert, der als Grundlage dient für eine sich immer neu erfindende Narration.

Indem aus realen Fakten eine von vielen möglichen Geschichten konstruiert wird, wird der Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit der Interpretation von Tatsachen deutlich als auch eine Aussicht auf die Veränderlichkeit von Realitäten in Augenschein genommen.

Im Brechtschen Sinne wird der Erzähler zum Protagonisten seiner eigenen Geschichte und zum Dokumentator seiner eigenen Verhältnisse. Allerdings stellt das Szenario zusätzlich zur Brechtschen Aufführung der Wirklichkeit eine offensichtliche Handlungsfreiheit und somit eine Aneignung dieser Realität in Aussicht.

/